„Strukturschwach – abgehängt – demokratiefeindlich: die Assoziationen mit östlichen Bundesländern, wie Sachsen-Anhalt, fallen häufig eher defizitär aus. Hohe Zustimmungswerte für rechtsextreme Positionen sowie eine oftmals attestierte schwache Zivilgesellschaft nähren einen gesellschaftspolitischen Fatalismus. Was dabei meist unerwähnt bleibt, sind die vielen kleinen Leuchtturmprojekte, die trotz allem immer wieder für Hoffnung sorgen.“
Bei dem diesjährigen Fachtag wurde ein Blick auf ein solches Gelingen progressiver Praktiken und Potenziale geworfen.
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Matthias Quent (Vorstandsvorsitzender des Instituts für demokratische Kultur) unter dem Titel „Aktuelle Entwicklungen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland“ gefolgt von Christopher Grobs (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), mit einem Vortrag zu „Politik in der Peripherie? Progressive Perspektiven ländlicher Regionen im Lichtkegel multipler Krisen“.
Anschließend begann eine produktive Workshop-Phase mit Themenschwerpunkten zu „(post-)migrantischem Engagement in Ostdeutschland“, „Transformative Organizing – Arbeit im Quartier und Nachbarschafts-Organisierung“, „Strategien gegen Rechtsextremismus im Betrieb“ sowie zu „Ethnografische Erkundungen im ländlichen Sachsen-Anhalt“ (eine ausführliche Workshop-Beschreibung finden Sie unter diesem Text).
Beendet wurde der gut besuchte Fachtag schließlich mit einer Podiumsdiskussion unter der Überschrift: „Gelingfaktoren wirkungsvoller zivilgesellschaftlicher Praxis“. Diskutant*innen waren Prof.in Dr.in Katrin Reimer-Gordinskaya (Institut für demokratische Kultur), Luna Möbius (Content Creator & Referentin für politische Kommunikation), Anne Mehrer (Kulturbüro Sachsen), sowie Nico Schulz (Bürgermeister Osterburg).
Übersicht der Workshops des Fachtages in Magdeburg:
Workshop 1: Mit Sicherheit! – Strategien für zivilgesellschaftliches, (post-)migrantisches Engagement in Ostdeutschland
Zunehmende Bedrohungen gegen Engagierte führen nicht selten zu einem Gefühl der Ohnmacht. Viele machen trotzdem weiter, „gerade jetzt!“. Oft bleibt wenig Zeit, sich mit der eigenen Sicherheit zu beschäftigen. Womit anfangen? In diesem Workshop zeigen wir euch, warum es sich lohnt, das Thema Sicherheit anzugehen und welche (ersten) Schritte ihr als Aktive, Initiative oder Organisation machen könnt. Gemeinsam entwickeln wir mutige Strategien, ohne dabei auszubrennen. Wir schauen auf die Bedeutung von solidarischen Strukturen & Allianzen.
Referent:innen: DaMOst e.V., Projekt SEMO – Sicheres Engagement in Ostdeutschland für (post-)migrantische Organisationen
Workshop 2:
Transformative Organizing – Arbeit im Quartier und Nachbarschafts-Organisierung
Im Projekt „Demokratie mobilisieren im Osten“ (DemO) werden Menschen in Sachsen-Anhalt aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammengebracht, um Räume für Austausch, Bildung und gemeinsame Aktionen zu schaffen. Ziel ist es, Menschen, die sich bislang von demokratischer Teilhabe ausgeschlossen fühlen, zu aktivem Engagement zu befähigen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken. Im Workshop stellen wir Ansätze des Transformative Organizing vor und diskutieren, wie diese auf aktuelle Herausforderungen der politischen Bildung angewendet werden können. So sollen neue Netzwerke entstehen, die den demokratischen Zusammenhalt insbesondere in Stadtteilen, in denen ein hohes antidemokratischen Wahlpotential herrscht, die Wahlbeteiligung niedrig ist und Menschen sich häufig von politischen Beteiligungsprozessen ausgeschlossen sehen, nachhaltig fördern.
Referent:innen: SozialStärken e.V., Projekt DeMo – Demokratie mobilisieren im Osten
Workshop 3: Land in Sicht?! Ethnografische Erkundungen im ländlichen Sachsen-Anhalt
Ob zivilgesellschaftlich schwach, rechts(extrem), sozioökonomisch abgehängt oder infrastrukturell abgeschnitten: An den ostdeutschen, ländlichen Raum werden diverse, zumeist negative Deutungen politischer Dimensionen herangetragen. Doch wie erleben Menschen vor Ort, zivilgesellschaftliche Akteur*innen etc. die politische Stimmung dort, wo sie leben? Welchen politischen, ökonomischen und sozialen Problemen fühlen sie sich gegenübergestellt? Wie reagieren sie auf und bearbeiten diese? Im Seminar haben sich Studierende im Master Sozialwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mittels ethnografischer Forschung diesem umkämpften als auch relevanten Themenbereich ein Semester lang gewidmet und präsentieren ihre Ergebnisse im Rahmen des Fachtags.
Leitung: Dr.in Josephine Jellen, (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie / Mikrosoziologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg)
Workshop 4: Strategien gegen Rechtsextremismus im Betrieb
Rechtsextreme Einflüsse in verschiedenste Lebensbereiche haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Auch auf den betrieblichen Alltag versuchen Rechtsextreme Einfluss zu nehmen und Räume für ihre Ideologien zu schafen. Im Rahmen des Workshops sollen verschiedene Rechtsextreme Strategien und Projekte im Bereich der Arbeitswelt vorgestellt werden und anhand von erfolgreichen Beispielen gezeigt werden, wie diesen etwas entgegengesetzt werden kann.
Referent:innen: Verein zur Bewahrung der Demokratie e.V.






