Die Tagung des Projektes „Integrative Demokratieforschung im Land Sachsen-Anhalt“ (IDLSA) am Institut für demokratische Kultur der Hochschule Magdeburg-Stendal war ein voller Erfolg. Vom 19. bis 21. Juni diskutierten über dreißig Referent:innen und zweihundert Teilnehmer:innen an drei Tagen über die multiplen Krisen der Gegenwart und Herausforderungen für die demokratische Kultur in Sachsen-Anhalt. Studierende, Interessierte sowie Vertreter:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik sprachen über historische (Dis-)Kontinuitäten, aktuelle Diagnosen und mögliche Zukunftsvisionen. Trotz – oder gerade wegen – der ernüchternden politischen Gemengelage nach den Europa- und Kommunalwahlen war das Bedürfnis nach intensiver Debatte und gemeinsamer Vernetzung groß.

“Eine Tagung genau zur richtigen Zeit“

Zum Auftakt begrüßten Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya und Prof. Dr. Matthias Quent, die Vorstandsvorsitzenden des Instituts für demokratische Kultur, renommierte Gäste. In ihren Grußworten betonten Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, Thomas Wünsch, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-​Anhalt, und Prof. Dr. Manuela Schwartz, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, die Wichtigkeit angewandter Demokratieforschung und eines Wissenschaft-Praxis-Transfers. Für Carsten Schneider war es „eine Tagung genau zur richtigen Zeit“.

Es folgten zwei Keynotes von und eine gemeinsame Diskussion mit Prof. Dr. Klaus Dörre (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof. Dr. Naika Foroutan (DeZIM-Institut, Humboldt-Universität zu Berlin). Klaus Dörre diskutierte das AfD-Unterstützungspotential in gewerkschaftlichen Kontexten und plädierte für eine politische Strategie, die sich sowohl an progressiver Identitätspolitik als auch an der Vision eines ökologischen Sozialstaats orientiert. Naika Foroutan stellte Überlegungen zur gegenwärtigen Widersprüchlichkeit postmigrantischer Gesellschaften an und schlug vor, sich in der öffentlichen Diskussion stärker auf die Diskrepanz zwischen Migrationsabwehr und Migrationsbedarf sowie das normative Versprechen der Pluralität zu beziehen.

Vielfältige Diskussionen

Am Donnerstag und Freitag folgten Panel-, Fishbowl- und Plenardiskussionen auf dem Herrenkrug Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal. In neun Panels diskutierten Forscher*innen des IdK mit Vertreter:innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft und konnten sich auch über rege Beteiligung aus dem Publikum freuen. Einerseits ging es um Problemanalysen zur Geschichte und Gegenwart von Rassismus, Antisemitismus und der äußersten Rechten, zum Umgang mit antidemokratischen Tendenzen im digitalen Raum sowie zum gegenwärtigen Stand heterogener Klassenverhältnisse. Andererseits wurden Erfahrungen und Strategien im Bereich jüdischer Demokratiearbeit, antifaschistischer Mobilisierung, Klimaaktivismus sowie Organizing gegen Armut und Ungleichheit ausgetauscht. Am Donnerstag Abend diskutierten Michelle Angeli (Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V.), Marina Chernivsky (OFEK e.V.), Mamad Mohamad (LAMSA e.V.), David Begrich (Miteinander e.V.) und Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya über die Herausforderungen progressiver zivilgesellschaftlicher Praxis nach und vor den Wahlen.

Gestärkt in die nächsten Monate

Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen sind Räume der Reflexion, des Austauschs und der Vernetzung wichtiger denn je. „Es war dem Ernst der Lage angemessen, hat uns aber auch Mut gemacht“, so eine der Teilnehmer*innen. Die Impulse werden zeitnah als Tagungsdokumentation veröffentlicht und in die Gesellschaft getragen – für eine demokratische Alltagskultur in Sachsen-Anhalt.

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